Island – Vulkanausbrüche können noch viele Jahre andauern

Seismische und geochemische Analysen weisen auf eine noch länger anhaltene vulkanische Aktivität hin
Ausbruch des Vulkans Sundhnúkur im Südwesten Islands 2024.
Ausbruch des Vulkans Sundhnúkur im Südwesten Islands 2024.
© L. Krmíček / CC-BY
Uppsala (Schweden) - Seit gut drei Jahren kommt es im Südwesten von Island auf der Halbinsel Reykjanes zu mehreren Vulkanausbrüchen. Vergangenen November musste sogar die kleine Hafenstadt Grindavík vollständig für kurze Zeit evakuiert werden. Bis heute ist Grindavík für die Bewohner nur beschränkt zugänglich. Und offenbar herrscht in dieser Region noch für Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte eine hohe Gefahr für weitere Vulkanausbrüche. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Arbeitsgruppe von Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die den Ursprung der aktuellen Vulkanaktivität genauer untersucht haben. Ihre Analysen veröffentlichten sie nun in der Fachzeitschrift „Terra Nova“.

„Island wird sich darauf einstellen müssen, dass diese vulkanische Episode für einige Zeit andauern wird, vielleicht sogar für Jahre oder Jahrzehnte“, sagt Valentin Troll von der schwedischen Universität Uppsala. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen untersuchte er die chemische Zusammensetzung von Lavaproben aus verschiedenen Vulkanen in der Region. Zusätzlich nutzten sie Aufzeichnungen von Erdbebenwellen, die Hinweise auf Lage und Größe der Magmakammer unter dem Gebiet gaben.

Die ersten drei Eruptionen ereigneten sich zwischen 2021 und 2023 rund um den Tafelvulkan Fagradalsfjall. Seit Ende 2023 bis zum Mai dieses Jahres folgten vier Ausbrüche entlang der Sundhnúkur-Kraterkette im Svartsengi-Vulkansystem. Die verschiedenen Lavaproben zeigten alle eine ähnliche chemische Signatur von so genannten Tracer-Substanzen wie etwa Eisenoxid, Titandioxid und Natriumoxid. Diese Signaturen dienten als eine Art Fingerabdruck, die auf das gleiche Magmareservoir für alle Ausbrüche schließen lassen.

Ergänzend zogen die Forschenden seismische Untersuchungen der mit Geophonen aufgezeichneten Erdbebenwellen heran. Die Analysen ergaben, dass alle jüngsten Ausbrüche von dem gleichen Magmareservoir etwa neun bis zwölf Kilometer unter dem Vulkan Fagradalsfjall gespeist wurden. Diese Kammer wiederum wird stetig mit frischen flüssigen Gesteinsmassen aus dem Erdmantel gefüllt. Daher geht das Team um Troll davon aus, dass auch in den kommenden Jahren mit weiteren Ausbrüchen gerechnet werden müsse.

Für Island ist diese jüngste Analyse der vulkanischen Aktivität ausgesprochen wichtig, um rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Zudem werden derzeit Bohrungen diskutiert, um noch mehr über die geologischen Prozesse in diesem Vulkansystem zu lernen. Denn auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik befinden sich nicht nur die Tourismus-Attration der Blauen Lagune, sondern auch der internationale Flughafen Keflavík und einige geothermische Kraftwerke für die Versorgung mit Strom und Wärme. Zwar ruhte in dieser Region der Vulkanismus für gut 800 Jahre. Aber auch die letzte Eruptionsphase im frühen Mittelalter währte sehr lange über einige Jahrhunderte.

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