Auf dem Weg zu einem universalen Grippeimpfstoff

Eine Impfung mit Virus-DNA, gefolgt von einer Injektion eines üblichen Influenza-Impfstoffs, löst bei Versuchstieren eine Immunantwort aus, die vor mehreren Virustypen gleichzeitig schützt
Hämagglutinin
Hämagglutinin
© David S. Goodsell, RCSB Protein Data Bank
Bethesda (USA) - Eine Grippeimpfung schützt immer nur einen Winter lang und muss jedes Jahr mit einem neuen Impfstoff wiederholt werden. Doch amerikanische Forscher haben jetzt in Tierversuchen erfolgreich ein Impfverfahren getestet, das einen länger andauernden Schutz gegen verschiedene Typen von Influenzaviren bieten könnte. Die Immunisierung erfolgt in zwei Stufen: Zunächst wird DNA eines Grippevirus-Gens verabreicht. Dann folgt ein üblicher Impfstoff, der Bestandteile saisonaler Grippeviren enthält. Das löst die Produktion von Antikörpern aus, die gegen jenen Teil eines Virusproteins gerichtet sind, der allen Grippeerregern gemeinsamen ist. Die so geimpften Mäuse, Frettchen und Affen waren in der Lage, ganz unterschiedliche Typen von Grippeviren abzuwehren, berichten die Wissenschaftler online in "Science Express".

"Diese Strategie öffnet die Tür zu einer neuen Art der Grippeimpfung, die so ähnlich wäre wie eine Impfung gegen Hepatitis: Nach einer Impfung in jungen Jahren würden gelegentliche Auffrischungen im Erwachsenenalter genügen", sagt Gary Nabel vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Betheda. Das Ziel sei ein universeller Impfstoff, der einen Immunschutz gegen alle Varianten von Influenzaviren bewirkt. Das versuchten die Forscher in zwei Schritten zu erreichen. Zuerst verabreichten sie einen DNA-Impfstoff, der das Gen für das Protein Hämagglutinin (HA) des Influenzavirus H1N1 enthielt. Das bewirkte die Produktion von Antikörpern, die gegen den für alle HA-Typen konstanten Molekülteil gerichtet sind. Anschließend erhielten die Tiere eine Injektion des üblichen Grippeimpfstoffs mit Bestandteilen von H1N1-Influenzaviren.

Die zweite Impfung verstärkte den Blutspiegel schützender Antikörper auf das 50-fache. Von den Mäusen, die drei Wochen nach der zweiten Impfung mit einer hohen Dosis eines Grippevirus infiziert wurden, überlebten 80 Prozent. Dagegen starben sämtliche Tiere, die nur einen der beiden Impfstoffe erhalten hatten. Das neue Impfverfahren schützte die Tiere nicht nur vor einer Infektion mit H1N1-Grippeviren, sondern auch vor Infektionen mit Viren vom Typ H5N1. Eine solche Impfung könnte es ermöglichen, eine Immunität gegen viele oder alle Subtypen von Influenza A-Viren zu erzielen, sagt Nabel. Es seien bereits Studien angelaufen, die Sicherheit und Wirksamkeit der Doppelimpfung bei Menschen überprüfen. In drei bis fünf Jahren, so Nabel, könnten erste Großstudien beginnen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Induction of broadly neutralizing H1N1 influenza antibodies by vaccination", Chih-Jen Wei et al.; Science, Online-Publikation, DOI: 10.1126/science.1192517


 

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