Alaskas Gletscher schmelzen immer schneller

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Eisschmelze im Vergleich zur Mitte des 20. Jahrhunderts verfünffacht.
Der Gilkey Gletscher auf dem Juneau Eisfeld in Alaska.
Der Gilkey Gletscher auf dem Juneau Eisfeld in Alaska.
© Bethan Davies
Newcastle-upon-Tyne (Großbritannien) - Noch herrscht Unsicherheit darüber, wie stark bis zum Jahr 2100 der Meeresspiegel steigen wird. Je nach Klimaszenario schwanken die Werte zwischen einem drittel und einem ganzen Meter. Die Gletscher Alaskas tragen dazu mit mehr als zehn Prozent bei. Eine genauere Abschätzung könnte nun eine neue Studie von einem internationalem Forscherteam erlauben. Sie fanden heraus, dass sich die Gletscherschmelze im Nordwesten des amerikanischen Kontinents sogar deutlich beschleunigt. Wie sie in der fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, könnte damit die Überschreitung des Kipppunkts drohen, ab dem die Alaska-Gletscher sich selbst bei schnellen Maßnahmen gegen die Erderwärmung nicht mehr erholen werden.

„Die Eisfelder in Alaska sind vorwiegend flach und besonders anfällig gegenüber ein Abschmelzen“, sagt Bethan Davies von der britischen Newcastle University. Denn das Eis schmilzt dadurch über die gesamte Gletscherfläche. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Norwegen, Österreich und den USA erkannte sie, dass das Juneau Eisfeld mit insgesamt rund 140 Gletschern zwischen 2015-2019 fünfmal schneller schrumpfte als in einem Vergleichszeitraum zwischen 1948 und 1979. Verloren die Gletscher zwischen 1770 und 1979 jedes Jahr im Durchschnitt etwa 0,65 Kubikkilometer Eis, nahm der Verlust in jüngster Zeit zwischen 2010 und 2020 auf dramatischen 5,9 Kubikkilometer zu.

Grundlage dieser neuen, detaillierten Abschätzung sind Satellitenaufnahmen der Region und Karten der dreidimensionalen Topographie. Für den früheren Zustand der Gletscher nutzten die Forschenden zahlreiche Luftaufnahmen und historische Aufzeichnungen. Im gesamten Zeitraum zwischen 1770 und 2020 verlor das Juneau Eisfeld rund ein Viertel seines Volumens, etwa 315 Quadratkilometer. Zu diesem Eisverlust trugen alle Gletscher in der untersuchten Region bei. Gut 100 Gletscher seien laut Davies und Kollegen sogar schon komplett verschwunden. Viele weitere zeigen eine immer stärkere Fragmentierung der vormals zusammenhängenden Eismassen.

Mit diesem beschleunigten Abschmelzen steigt auch das Risiko, dass sich die Gletscher Alaskas selbst bei sehr schnellen und wirksamen Maßnahmen gegen die Erdwärmung nicht mehr erholen werden. Denn durch das Schmelzen sinkt auch auch die Mächtigkeit der Gletscher und das Eis befindet sich in immer geringeren und wärmeren Höhen. „Dadurch wird ein zukünftiges Wachstum der Gletscher unwahrscheinlich und die Gletscher könnten so einen Kipppunkt überschreiten, ab dem ihr Verschwinden nicht mehr vermeidbar wäre“, sagt Davies.

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